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Limburg castle

Schon 1990, mit 16 Jahren, erwarb Florian Brechtel seine ersten Aktien und wusste, dass er in die Bank will. 2001 schloss er erfolgreich das berufsbegleitende BWL-Studium an der Frankfurt School of Finance & Management ab. Während des Studiums arbeitete er bei der Limburger Volksbank sowie der Deutschen Bank. Danach folgten Stationen bei der Deutschen Bank in Frankfurt und London sowie bei der Société Générale und der DekaBank. Im Jahr 2011 machte er sich mit Dragoman – Agentur für Finanzierungs-, Fördermittel- und Stiftungsberatung, selbstständig. Nebenher ist der FS-Absolvent Mitglied des Vorstandes bei der Investor Partners GmbH, Managing Director bei der SD-M GmbH und engagiert sich ehrenamtlich als Trainer bei der UPJ e.V..

Sie sind Unternehmer und sehr engagiert in der Politik: „Zwei Herzen schlagen in Ihrer Brust“. Welches schlägt lauter?

Das kann ich gar nicht sagen. Politik und Wirtschaft bewegen sich in einem Spannungsfeld. Obwohl Vertreter beider Bereiche zusammenarbeiten müssen, fehlt teilweise das Verständnis für unterschiedliche Arbeitsmechanismen: Ein entscheidender Unterschied ist zum Beispiel die Herangehensweise bei der Umsetzung von Projekten. Wenn in der Wirtschaft entschieden wird, wie ein Projekt umgesetzt werden soll, geschieht dies. Der Politiker stellt meistens eine Maximalforderung, weil er damit rechnen muss, dass diese durch viele interne und externe Widerstände stark abgeschwächt wird. In diesem Spannungsfeld versuche ich quasi als Übersetzer zwischen Politik und Wirtschaft zu fungieren.

Welche Bedeutung hat Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?

Das berufsbegleitende Studium hat mir den Einstieg bei der Deutschen Bank geebnet. Durch mein Studium war ich bereits gut in die Deutsche Bank integriert und fester Bestandteil eines Teams. Das war ausschlaggebend dafür, dass ich nach meinem Studienabschluss 2001, kurz nach dem Platzen der Dotcom-Blase, in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit sofort einen Arbeitsplatz gefunden habe. Die Seminare bei Professor Heidorn haben mich außerdem für Derivate begeistert. Auch nach dem Studium habe ich bei unterschiedlichen Banken immer weiter in diesem Bereich gearbeitet.

Meine derzeitige Tätigkeit hat mein Studium interessanterweise kaum bedingt. Allerdings hat mich meine Zeit an der Frankfurt School dazu motiviert, mich kontinuierlich fortzubilden. Die Weiterbildung zum Stiftungsberater hat mich schließlich in die Selbstständigkeit geführt. Das Studium hat mir auch verdeutlicht, dass bestehendes Wissen schnell veraltet. Um auf dem aktuellen Stand zu bleiben, muss man immer aufmerksam bleiben.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihre Studienzeit an der Frankfurt School?

Neben dem Auslandssemester ist meine schönste Erinnerung unser „Boys Camp“. Inspiriert von dem Titel einer Sendung auf Sat.1 – „Girls Camp“ – und vor dem Hintergrund der anstehenden Abschlussprüfungen, habe ich gemeinsam mit neun weiteren Kommilitonen unter dem Projektnamen „Boys Camp“ ein Lernwochenende in einer Jugendherberge organisiert. Dort haben wir fünf Teams à zwei Leute gebildet, die jeweils den Inhalt eines Hauptfachs aufbereitet haben. Tagsüber saßen wir in einem Seminarraum zusammen, um den Lernstoff zu wiederholen – letztendlich hatten wir dann für jedes Fach ein 80 bis 90-seitiges Handout. Noch heute treffen wir uns immer mal wieder in dieser Konstellation und verbringen gemeinsam ein Wochenende.

Ihre Agentur heißt Dragoman. Im Nahen Osten ist ein Dragoman ein Übersetzer, Dolmetscher oder sprachkundiger Reiseführer. Wie wichtig ist Kommunikationskompetenz im Bereich BWL?

Es ist sehr wichtig, sein Handeln erklären zu können, deshalb hat Kommunikationskompetenz eine große Bedeutung. An der Frankfurt School war das Fach UKPF (Unternehmenskultur und Personalführung) von Beginn an im Curriculum verankert. So wurden wir Studierende für Managementthemen sensibilisiert. Wie weitsichtig das war, habe ich während meines Auslandssemesters in Amerika gemerkt. Dort ging es in einem Seminar um Share Holder Value. Als wir europäischen Studenten einmal anmerkten, dass auch andere Stakeholder, wie die Mitarbeiter, nicht außer Acht gelassen werden sollten oder dass auch ein Betriebsrat wichtig sei, war das für unsere amerikanischen Kommilitonen völlig unverständlich.

Beruflich habe ich insbesondere bei der Deutschen Bank von guten Kommunikationsfähigkeiten profitiert. Auch als Banker musste ich an Messeständen präsent sein, Vorträge halten oder Produkte erklären. Am Anfang stand ich noch an der Seitenlinie, mit der Zeit rückte ich aber immer mehr ins Rampenlicht.

Was mögen Sie besonders an Ihrem heutigen Beruf?

Als selbstständiger Unternehmer bin ich mein eigener Herr. Ich kann frei entscheiden, für welches Projekt ich mich engagieren möchte. Inhaltlich ist mein Beruf spannend und vielfältig: Immer wieder kommen NGOs mit Themen auf mich zu, mit denen ich mich sonst wohl nie beschäftigt hätte. Für die Betreuung einer Stiftung, die sich für die Aufforstung von Korallenriffen engagiert, musste ich mich zum Beispiel in die Korallenzucht einlesen.
Es ist auch immer wieder faszinierend, was man schon mit den kleinsten Mitteln ausrichten kann - gerade im sozialen Bereich. Jetzt kann ich endlich wirklich beratend tätig sein. In der Bank ist leider der Sales-Aspekt immer mehr in den Vordergrund gerückt.

Was mögen Sie nicht so sehr?

Ich muss ständig im Akquise Modus sein, vorausschauend denken und planen. Wenn ich für einen Kunden an einem Projekt arbeite, muss ich mich zeitgleich um ein Folgeprojekt bemühen. Da ich erst seit 2011 selbstständig bin, trägt sich dieser Prozess noch nicht ganz automatisch. Auch das Gehalt muss ich nun natürlich anders angehen. Für meine Bezahlung gibt es keine feste Regelung, weil NGOs unterschiedlich hohe Mittel zur Verfügung haben. Also muss ich mein Honorar individuell mit den Kunden aushandeln. Das war bei der Bank natürlich komfortabler, da es ein Fixum gab. Ohne die Unterstützung meiner Frau, die im Bankensektor tätig ist, wäre es sicherlich schwerer geworden, den gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten.

Sind Sie heute da, wo Sie als Student hinwollten?

Ich wusste schon mit 16 Jahren, dass ich in die Bankwirtschaft will und hatte mich bewusst für eine Banklehre mit anschließendem Studium an der Frankfurt School entschieden. Meine Selbstständigkeit hat mir noch einmal einen ganz neuen Blickwinkel eröffnet. Das ist auch mein Rat an Studierende: Behaltet die Augen offen für Themen, die nicht nur für den Job wichtig sind. Für mich haben sich dadurch noch einmal Karrierewege aufgetan, an die ich damals nie gedacht hätte.

Was ist Ihr Lebensmotto?

Wir müssen das, was wir denken, auch sagen. Wir müssen das, was wir sagen, auch tun. Und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein.
(Alfred Herrhausen)