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24.10.2025 12:00:00

Im Rahmen der Central Bank Speaker Serie lud das Frankfurt School Centre for Central Banking (CfCB) am 22. Oktober zu einer Gastvorlesung von Professorin Dr. Claudia Buch, Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der Europäischen Zentralbank (EZB) und ehemalige Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, ein.

Professor Dr. Emanuel Mönch, Professor für Financial and Monetary Economics sowie Co-Direktor des CfCB, eröffnete die Veranstaltung und hob Claudia Buchs herausragenden akademischen und politischen Erfahrungen hervor, die leitende Positionen in Forschung, Beratung, Zentralbankwesen und Finanzaufsicht umfasst.

In ihrem Vortrag mit dem Titel „Incentives in Banking and the Role of Supervision“ beleuchtete Claudia Buch die Bedeutung von Anreizstrukturen im Bankensektor sowie die entscheidende Rolle einer wirksamen Aufsicht für die Wahrung der Finanzstabilität. Gut abgestimmte Anreize, so Buch, sorgen dafür, dass Banken umsichtig und im öffentlichen Interesse handeln, während Fehlanreize übermäßige Risikobereitschaft, kurzfristigen Entscheidungen und letztlich Finanzkrisen mit erheblichen wirtschaftlichen Kosten begünstigen können.

Claudia Buch gab einen Überblick über die Fortschritte seit der Gründung der Europäischen Bankenunion. Im vergangenen Jahrzehnt seien europäische Banken besser kapitalisiert und liquider geworden – ein Ergebnis von Verbesserungen in Regulierung, Aufsicht und internem Risikomanagement. Diese Entwicklungen hätten das Vertrauen in den europäischen Bankensektor gestärkt. Buch betonte jedoch, dass die Aufrechterhaltung dieses Vertrauens kontinuierliche Aufmerksamkeit für Governance, Risikomanagement und langfristige strategische Ausrichtung erfordere. Bankenkrisen wie jene von der Credit Suisse und der Silicon Valley Bank im März 2023 hätten die Folgen schlechter Unternehmensführung und fehlgeleiteter Anreize deutlich gemacht. Starke Kapitalpuffer, eine solide Risikokultur und wirksame Aufsicht seien daher entscheidend, um solche Krisen zu verhindern.

Innerhalb der Banken spiele die Gestaltung von Vergütungs- und Einstellungspraktiken eine zentrale Rolle. Anreizsysteme, die kurzfristige Gewinne belohnen, könnten übermäßige Risiken fördern, während aufgeschobene variable Vergütungen und die Verknüpfung mit langfristiger Leistung dazu beitragen, die Interessen der Mitarbeitenden mit der Stabilität der Institution in Einklang zu bringen. Divers besetzte Vorstände seien zentral für Entscheidungsfindung und Risikokultur, so Buch.

Claudia Buch unterstrich, dass Selbstkontrolle in der Finanzindustrie nicht ausreiche, um Stabilität zu gewährleisten. Eine wirksame Aufsicht und Regulierung seien unerlässlich, um sicherzustellen, dass Entscheidungen in Banken dem öffentlichen Interesse dienen. Sie erläuterte die Instrumente der Aufsicht, darunter Kapital- und Liquiditätsanforderungen, Eignungsprüfungen („fit and proper assessments“) für Bankmanager sowie fortlaufende Bewertungen der Governance-Strukturen.

Darüber hinaus zeigte sie auf, wie die EZB hohe Aufsichtsstandards durch interne Governance und Rechenschaft sicherstellt – etwa durch regelmäßige Personalrotation, Benchmarking und Transparenz gegenüber dem Europäischen Parlament –, um Unabhängigkeit und Konsistenz in der Beaufsichtigung aller Institute zu gewährleisten.

In der anschließenden Diskussion beantwortete Frau Buch Fragen zu Themen wie technologischer Innovation, regulatorischen Unterschieden zwischen Europa und den USA sowie der Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems angesichts geopolitischer Spannungen und Risiken im privaten Kreditmarkt. Sie betonte, dass Europa seine Kapitalmarkt- und Investitionsunion weiter vertiefen müsse, um den Zugang zu Eigenkapitalfinanzierung zu verbessern und langfristiges, innovatives Wachstum zu fördern. Abschließend hob Buch hervor, dass die Resilienz des Finanzsystems von kontinuierlichen Bemühungen abhänge, Governance zu stärken, neue Risiken zu managen und die Aufsichtspraktiken an ein sich rasch wandelndes Umfeld anzupassen.

Einmal mehr unterstrich die Veranstaltung die Bedeutung des Centre for Central Banking als zentrales Forum für den Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Finanzsektor.