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FS Campus

01.10.2025 12:00:00

Wissenschaftler des Centre for Central Banking der Frankfurt School of Finance & Management haben gemeinsam mit der Universität Bonn eine Studie für den Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) des Europäischen Parlaments erstellt. Sie untersucht die wirtschaftliche Lage im Euroraum, die geldpolitische Ausrichtung der EZB und ihre Kommunikationsstrategie.

Die Studie wurde am 1. Oktober 2025 veröffentlicht vor dem Monetary Dialogue mit der EZB-Präsidentin am 6. Oktober 2025. Unter dem Titel „Wait and Watch: Steering Monetary Policy Under Balanced Inflation Risks“ kommt sie zu dem Schluss, dass sich die Inflation auf dem EZB-Ziel von zwei Prozent eingependelt hat. Während sich Energie- und Güterpreise entspannt haben, bleibt die Dienstleistungsinflation hartnäckig. So bleibt der Preisdruck zwar begrenzt, hält aber an.

Die Risiken für den weiteren Inflationsausblick gelten insgesamt als ausgewogen: Aufwärtsrisiken bestehen durch fiskalische Impulse, Handelskonflikte und die Energiemärkte, während eine schwächere Weltkonjunktur, ein stärkerer Euro und eine Abkühlung am Arbeitsmarkt dämpfend wirken könnten.

„Der seit Ende 2022 laufende Disinflationsprozess scheint weitgehend abgeschlossen. Die Inflation liegt nun nahe am Zielwert, und die Risiken sind breit ausbalanciert – das erlaubt es der EZB, ihre Politik mit ruhiger Hand zu steuern“, erklärt Professor Dr. Benjamin Born, Professor für Makroökonomie an der Universität Bonn und Mitautor des Berichts.

Nach acht aufeinanderfolgenden Zinssenkungen, die im Juni 2025 endeten, erwarten die Märkte nun stabile Zinsen, während die EZB ihre Bilanz weiter abbaut. Insgesamt ergibt sich daraus eine weitgehend neutrale geldpolitische Haltung. Dennoch bleiben die finanziellen Rahmenbedingungen eher angespannt: Die Kreditkosten für Unternehmen sind zwar gesunken, doch für Haushalte und Staaten ist diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen. Langfristige Renditen verharren zudem auf höherem Niveau, da gestiegene Laufzeitprämien sinkende Zinserwartungen kompensieren.

„Unsere Analyse zeigt, dass die Fragmentierung der Staatsanleihemärkte im Euroraum, die zu Beginn des Straffungszyklus stark ausgeprägt war, mittlerweile zurückgegangen ist. Das hat die geldpolitische Transmission verbessert. Dennoch bestehen Risiken einer erneuten Fragmentierung, die es zu beobachten gilt“, sagt Professor Dr. Emanuel Mönch, Professor für Financial und Monetary Economics an der Frankfurt School of Finance & Management und Co-Autor der Studie.

EZB-Kommunikation: Spielraum für klarere Leitlinien zur Reaktionsfunktion

Aufmerksamkeit widmet die Studie auch der Kommunikation der EZB. Der Übergang zu einem datenabhängigen, Sitzung-für-Sitzung-Ansatz wird im aktuellen Umfeld erhöhter Unsicherheit als angemessen bewertet. Gleichzeitig könnte eine klarere Kommunikation zur sogenannten Reaktionsfunktion – dazu, wie die EZB auf unterschiedliche Szenarien reagieren würde – die Transparenz erhöhen, die Unsicherheit über den Inflationsausblick verringern und die Erwartungen besser verankern.